Filterkaffee! Ein leidenschaftliches Plädoyer!

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“One more cup of coffee for the road
One more cup of coffee ‘fore I go.
To the valley below.”
(Bob Dylan, One More Cup Of Coffee)

Ich bin bekennender Liebhaber des braunen Goldes. Das bin ich bekanntermaßen so sehr, dass man mich, wenn ich mit Familie oder Freuden unterwegs bin, spätestens nach zwei Stunden besorgt fragt: “Sollen wir schnell einen Kaffee trinken gehen oder hältst du noch durch?” Alleine während der Entstehung dieses Beitrages habe ich zwei Becher Americano1 genossen. Update: Beim Korrekturlesen kam jetzt noch ein Becher Filterkaffee dazu.

Aus diesem Grund bin ich natürlich auch auch Liebhaber der italienischen und österreichischen Kaffeekultur. Trotzdem ist meine präferierte Zubereitungsart der braunen Bohnen der ganz ordinäre deutsche Filterkaffee! Nichts bereitet mir soviel Wohlbehagen, wie ein Becher Kaffee, welcher durch einen Papierfilter geflossen ist – nach Möglichkeit bitte sorgfältig zubereitet und natürlich mit der Hand gefiltert. Diese Leidenschaft stößt in meiner Espresso, Cappuccino oder Latte Macchiato trinkenden Umgebung auf reichlich Unverständnis. Ich habe zwar auch meine Cappuccino & Co. Phasen, aber ich kehre immer wieder reumütig zum Filterkaffee zurück. In meinem Büro steht ein hochwertiger Espresso-Vollautomat, der sich viel zu oft über mangelnde Zuwendung beklagt, während neben ihm die Kaffeemaschine Höchstleistungen abliefern muss2.

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Woher kommt jetzt diese Liebe zum Filterkaffee? Viereinhalb einfache Gründe:

Grund Nr. 1: Filterkaffee schmeckt einfach lecker! Natürlich nur, wenn er sorgfältig und mit hochwertigen Kaffee zubereitet wurde. Ein gefilterter Kaffee hat ein ganz anderes Aroma und einen “sanfteren” Geschmack als die Spezialitäten italienischer Zubereitungsart. Und dann sollte man das Kaffeepulver auch bitte nicht im Supermarkt oder diesen Kaffeekonzernen käuflich erwerben. Dafür sucht man sich nach Möglichkeit spezialisierte Fachhändler (da gibts inzwischen auch ein paar tolle Versender im Netz!), die eine Ahnung von wirklich guten Kaffee haben oder sogar noch selber rösten (ist ja zur Zeit glücklicherweise mal wieder schwer in Mode) und lässt sich dort beraten, welche Bohne einen besonders guten Filterkaffee hervorruft.

Grund Nr. 2a: Ich schlürfe Kaffee gerne genüsslich aus großen Bechern! Ich bin zwar inzwischen reichlich coffeinresistent, aber wenn ich meine tägliche Bechermenge in Form von Espressi trinken würde, hätte ich abends bestimmt einen Schlaganfall! Und jetzt komme mir bitte niemand damit, dass man mit diesen Vollautomaten ja auch einen Becher Kaffee zubereiten könne. Dieser — meist hochtrabend Café Creme geschimpfte — Kaffee ist nichts weiter als ein Espresso, der mit viel zuviel Wasser verdünnt wurde und genauso schmeckt! Das ist keine Alternative!

Grund Nr. 2b: Ich mag meinen Kaffee heiß wie die Hölle, süß wie die Liebe und schwarz wie die Nacht. Somit fallen sämtliche Kaffeespezialitäten, die mit Milch zubereitet werden, etwas aus dem Raster. Natürlich bin ich auch für einen Espresso Macchiato3, einen Cappuccino oder eine Latte Macchiato zu haben, aber meine wahre Leidenschaft gilt dem schwarzen Kaffee. Ein zum Kaffee aufgeblasener Espresso? Siehe Punkt 2a (es sei denn, es ist ein Americano)

Grund Nr. 3: Nostalgie! Ich bin mit Filterkaffee aufgewachsen. Meine Kaffeeprägung fand in einer Zeit statt, in welcher Cappuccino noch ein exotisches Urlaubsgetränk war und man eine Latte Macchiato für eine abartige Sexualpraktik gehalten hat. Wenn man damals mal einen Cappuccino auf der Karte eines Cafés entdeckte, dann konnte man fast 100%-ig sicher sein, einen starken Kaffee (nicht mal einen Espresso!) mit Sahnehäubchen zu bekommen. Dezente Hinweise, das sei ja wohl kein Cappuccino, sondern höchstens das was der Österreicher einen großen Braunen mit Schlagobers nennt, führten fast immer nur zu gereizten Diskussionen oder dem sofortigen Liebesentzug durch die Bedienung. Aus diesem Grund hat Filterkaffee für mich ein recht intensives Erinnerungspotential. Beispielsweise hat mich ein Schulkamerad intensiver mit der Musik von Bob Dylan bekannt gemacht. Immer leicht schlapp drauf wegen eines extrem niedrigen Blutdrucks, trank dieser Freund täglich immense Mengen Kaffee. Wir haben uns damals also das Coffein kannenweise zugeführt, während wir jede Textzeile von “Blood on the Tracks” analysierten und diskutierten. Ich bekomme bei diesem Album auch heute noch sofort das Bedürfnis, eine Kanne Kaffee aufzusetzen. Aus dieser Zeit stammt übrigens auch meine heftige Abneigung gegen Jasmintee, aber das ist eine andere Geschichte und soll ein anderes Mal erzählt werden.

Grund Nr. 4: Die Deutschen können’s einfach nicht. Wirklich nicht! Die Wahrscheinlichkeit in einem deutschen Café einen genießbaren Cappuccino zu bekommen, ist bedauerlicherweise kaum vorhanden. Liebe Betreiber deutscher Kaffeeschänken: Ein Cappuccino ist kein Milchkaffee! Er besteht, wenn er richtig gemacht wird, aus 1/3 Espresso, 1/3 Milch und 1/3 Milchschaum. Aber was serviert ihr einem? Einen Espresso mit so viel Milch und Schaum, dass man den Kaffee darin nur erahnen kann! Ein guter Cappuccino schmeckt trotz Milch immer noch intensiv nach Espresso! Verstanden? Und wenn wir schon dabei sind: Könnt ihr mir bitte mal erklären, was ein “großer Cappuccino” eigentlich sein soll? Ein “großer Cappuccino” ist ein Milchkaffe oder bei nicht ganz so kritischer Betrachtung vielleicht gerade noch eine Latte Macchiato! Verstanden? In meiner geliebten Heimatstadt gibt es jedenfalls genau zwei Lokalitäten (mit Wohlwollen sind es auch drei), in welchen man italienische Kaffeespezialitäten so kredenzt bekommt, wie sie eigentlich gedacht sind. Da bleib ich dann wirklich lieber beim Filterkaffee oder gehe zu Starbucks!

Und deswegen bin ich ein Fan von “ordinärem” Filterkaffee. Ganz einfach!

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Update 12.03.2014: Wie ich in diesem Internet gerade lesen durfte, hat Filterkaffee außerdem noch von allen Zubereitungsvarianten die beste Ökobilanz. Wobei einem das nach ca. 15 Sekunden Nachdenken soundso klar sein müsste. Aber so vom Forschungsinstitut bestätigt, hat es halt noch mehr Gewicht….

 
  1. Ein Americano ist ein Espresso – bei mir ein doppelter – der, nach der Zubereitung, noch mit heißem Wasser aufgegossen wird. Wer mehr wissen möchte: Wikipedia macht schlau! []
  2. Im Büro fehlen mir Zeit und Geduld zum Handfiltern []
  3. Doppelschmatz! []
 

Ich habe da so ein Schild…

SwingtanzenDiese Schild habe ich im Jahr 2002 in Leipzig in einem kleinen Antiquitätenladen entdeckt und sofort käuflich erworben. Es hängt seitdem an der Tür zu meinem Zimmer im Büro.

Es hatte immer eine ganz besondere Bedeutung für mich und zwar aus folgenden Gründen:

  • Ich bin Jazzfan und der Swing hat es mir dabei immer sehr angetan
    (Duke Ellington rules! Yeah!)
  • Der Besuch in Leipzig war ein beruflich bedingter Familienausflug mit meinen Eltern und dem Frauchen. Und es waren wunderschöne Tage damals in Leipzig.
  • Als “beinahe Historiker”1  haben mich die tausend Jahre zwischen 1933 und 1945 immer besonders interessiert.

Das Schild war jedenfalls cool, sofort gekauft und hängt seitdem an meiner Zimmertür. Ich habe es eigentlich auch immer für echt gehalten.

Und jetzt muss ich das hier lesen! 

Tja, reingefallen!

Und zum Schluss aber noch ein schöner, fröhlicher Klassiker!

 

 
  1. Hätte mir die blöde Tussi von der Berufsberatung im Arbeitsamt in den 80ern nicht blöderweise von einem entsprechendem Studium abgeraten, wäre ich heute wahrscheinlich Dr. Knopps Nachfolger beim ZDF! Kinder, ein Rat – hört nie auf Tussis von Berufsberatungen! []
 

Wie ich einst zum Jazz fand

Wie ich einst zum Jazz fand

Leider hat sich mir der Jazz erst in fortgeschrittenem Alter erschlossen. Aber dafür versuche ich jetzt wenigstens seit Jahren das nachzuholen, was ich in meinen jazzlosen Zeiten verpasst habe.

Musikalisch bin ich eher in den “Seventies” anzusiedeln, aufgewachsen mit der Musik von Led Zeppelin, AC/DC, Pink Floyd, Yes, Genesis, Bowie und natürlich mit den Meisterwerken von Bob Dylan. Dieser Sound hat mich musikalisch sozialisiert. Bewegungen wie Punk oder der New Wave der 80er sind ziemlich spurlos an mir vorbeigegangen. Alles was dann Neues ab den 90ern kam, nahm ich zur Kenntnis und suchte mir davon aus, was mir gefiel. Wirklich geprägt wurde ich aber von den wilden Siebzigern! Ich bin halt doch schon ein “alter Sack”!

Jazz

Trotzdem habe ich bereits mit zarten 16 zaghafte Versuche unternommen, mich immer wieder mit Jazz auseinander zu setzen. Allerdings nicht, weil mir dieser Musikstil so gut gefallen hätte, sondern weil die Kneipe, in der wir damals viele Nachmittage verbrachten ein Jazzclub war (eigentlich haben wir in der »Pupille« nur darauf gewartet, dass unser “Jugendclub” am Abend endlich seine Tore öffnet). Die Musik, die dort lief, hat mir nicht viel gesagt, aber die älteren Typen, die dort rum hingen und voll die coolen Jazzfans waren, die fand ich schon sehr beeindruckend! Und denen wollte ich nacheifern (wie das so ist, als pupertierender Jüngling). Aber der Jazz, der wollte sich mir ums Verrecken einfach nicht erschließen! Mit einer einzigen Ausnahme: An einem schönen Sommerabend – wir saßen im Garten vor der »Pupille« – legte die Bedienung eine Scheibe auf, die mich wahrhaft elektrisierte. Ein saxophonlastiges Meisterwerk versehen mit einer einzigen hypnotisierenden Textzeile – ein sich ständig wiederholendes “A love supreme” – tönte aus den weit geöffneten Fenstern. Ich konnte die Bedienung sogar überreden, das Album gleich ein zweites Mal aufzulegen, aber den Zettel, auf welchen ich mir Titel und Interpret notiert hatte, habe ich in der Nacht dann verschlampt. Irgendwie kam ich dann nicht mehr dazu, dort noch einmal nachzufragen, kurz darauf machte der Jazzclub zu und das Jugendzentrum zog in neue größere Örtlichkeiten. Ich machte Abitur und wurde erwachsen….

Etwas über 10 Jahre später besuchte ich in Salzburg einen Plattenladen.

Exkurs für die jüngeren Leser: Ein Plattenladen war ein Geschäft, in dem wir damals unsere Musik, zuerst auf analogen und später auf digitalen Tonträgern käuflich erwarben – eine Art Amazon oder iTunes im Real Life (einen wunderschönen Plattenladen kann man sich in einem meiner Lieblingsfilme High Fidelty anschauen).

Ich verarbeitet gerade mehr recht als schlecht die hässliche Trennung von meiner ersten langen Beziehung und war von meinen Eltern aus Mitleid eingeladen worden, sie nach Salzburg zu den Festspielen zu begleiten. Meine Eltern saßen in der Nachmittagsvorstellung vom »Jedermann«, ich hatte also viel Zeit zur Verfügung. Ich bummelte ziellos durch die wahrlich nicht so riesige Salzburger Altstadt und fand dann diesen Record Store in welchem hauptsächlich Tonträger mit darauf gepresstem Jazz angeboten wurden. Und natürlich dudelte (glücklicherweise) auch Jazz im Hintergrund. Und da war es auf einmal wieder: “A love supreme, a love supreme…” Mit aufkeimenden Jugenderinnerungen konfrontiert, stürzte ich stammelnd auf den Verkäufer zu und grunzte ihm ein gieriges Wasisndasmussichhabensofort ins Antlitz. Er verkaufte mir darauf das epochale und wunderschöne Meisterwerk “A Love Supreme” des leider viel zu früh verstorbenen Saxophonisten namens John Coltrane. Ich habe damals auch gleich noch blind “Kind of Blue” von Miles Davis erworben, weil der nette Plattenverkäufer meinte, wem Coltrane gefallen würde, der würde auch Miles Davis lieben.

Er hatte Recht!

Seitdem höre ich Jazz!

Mindestens einmal täglich!