Ich habe vor kurzem eine längere Ode an die Freuden des (Filter-) Kaffeetrinkens verfasst. Wer mich vor allem von Twitter kennt, wird sich dabei vielleicht gewundert haben: Kaffee? Twittert der morgens nicht immer was von einer Tasse Earl Grey?
Das stimmt auch, das erste was ich morgens zu mir nehme, ist eine Kanne Tee und zwar immer Earl Grey. Meine Lieblingssorte ist ein sogenannter “Nr. 69”, der laut Teehändlerin meines Vertrauens 2009 anlässlich der “World Tea Expo” in Los Angeles in der “World Tea Championship” mit großem Abstand auf das Siegertreppchen geklettert ist. Wohooooo! Ich genieße morgens also einen Weltmeister!
Ich habe in den letzten sechs Jahren auch nur eine (!) andere Earl Grey Sorte gefunden, die meinem Weltmeister Earl Grey das Wasser reichen kann bzw. noch besser ist! Der Earl Grey von “Fortnum and Maison” in London. Da ich aber nicht alle vier Wochen nach London fliege, bleibe ich beim Weltmeister.
Zurück zum Thema! Warum trinkt der Coffeinjunkie morgens Tee? Das hat einen einfachen Grund: Das Frauchen soll aus Gründen keinen Kaffee trinken und diszipliniert wie das Frauchen so ist, hält sie sich (fast) konsequent daran. Ihre bewundernswerte Selbstdisziplin hat sie allerdings nicht daran gehindert, mir jeden Morgen die Ohren voll zu jammern. “Oh! Mein! Gott! Der Kaffee riecht so lecker! Du bist voll gemein Ich will auch Kaffee haben! Rabääääh!” So in der Art etwa.
Jetzt bin ich allerdings im Gegensatz zum Frauchen ein Morgenmuffel, der mindestens bis 8:00 Uhr vor allem eines braucht: In Ruhe gelassen werden!1 Ich war die akustische Morgenfolter deshalb irgendwann leid und habe beschlossen mir meine Ruhe wieder zu verschaffen, indem ich auf ein anderes Heißgetränk umsteige.
Ich habe deshalb in quälenden Selbstversuchen verschiedene Alternativen getestet, sogar Zichorienkaffee (Würg!). Und stellte zu meiner großen Verwunderung einen seltsamen Sachverhalt fest: Während mein Elan tagsüber nach einiger Zeit ohne Coffein total weg bricht , ist das morgens anders. Dachte ich anfangs, ohne Kaffee würde ich niemals auf Touren kommen, ergab sich im Rahmen meiner Auswahlverfahren, dass dem nicht so ist. Ich brauche kein Coffein um morgens munter zu werden. Ich brauche nur ein Getränk, das eines ist: Heiß! Ein heißes Getränk macht den Jens morgens munter, egal welchen Geschmack oder Inhaltststoffe es aufweist. Ich würde sogar mit einer Tasse heißen Wassers2 auf meine benötigte Betriebstemperatur kommen! Eine interessante Sache, die ich irgendwann mal auf einer wissenschaftlichen Basis genauer untersuchen möchte….
Zurück zum Thema: Nach dem Test einer Palette möglicher Alternativen zum Morgenkaffee stand irgendwann Tee als brauchbar fest. Ich hatte aber noch ein weiteres Problem. Die umfangreiche Teesammlung des Frauchens ergab leider keine Geschmacksrichtung, die dem unvergleichlichen Aroma einer Tasse frisch aufgebrühten Kaffees auch nur annähernd nahe kam. Grüner Bio-Darjeling? Pah! Eine muffige Plörre! English Breakfeast? Ist zwar stark aber irgendwie farblos! Und so weiter und so fort. Also habe ich irgendwann örtliche Fachhändler aufgesucht und mich dort beraten lassen. Einer dieser Teedealer empfahl mir dann irgendwann, es mit Earl Grey zu versuchen. Der hätte zwar geschmacklich keinerlei Ähnlichkeit mit Kaffee aber die Intensität wäre bei einem guten Earl Grey dem Kaffee vergeichbar. Und was soll ich sagen, der Mann hatte recht! Die Entscheidung für mein Morgengetränk war gefallen!
Deshalb trinke ich seit sechs Jahren morgens Earl Grey statt Kaffee!
- Notiz an mich: Demnächst hier mal was über die Probleme schreiben, die das Zusammenleben eines Morgenmuffels mit einer morgendlichen Hyperaktiven so mit sich bringt [↩]
- Könnte ich haben einen Tropfen Milch in mein heißes Wasser? [↩]