“Sometimes I feel
the need to move on.
So I pack a bag
and move on.”
David Bowie
8. Januar 1947 – 10. Januar 2016
Seit gestern ist einer der beiden Musiker, von denen ich behaupten kann, dass ihre Persönlichkeit und ihre Musik mein Leben und vor allem meine Jugend maßgeblich beeinflusst haben, nicht mehr unter uns.
Eigentlich wollte ich deshalb einen ausführlichen Nachruf auf David Bowie verfassen.
Aber mir will nichts einfallen, was als Nachruf meiner Leidenschaft für diesen Musiker und seinem Werk gerecht wird.
Außer dass ich 1979 mein erstes Album von David Bowie gehört und sofort danach gekauft habe, Mitte der 80er eine bis dahin komplette Diskographie von Bowie auf Vinyl besaß und bis Mitte der 90er den größten Teil davon auch auf CD nachgekauft hatte, vier Bowie-Biografien in meinem Bücherschrank stehen und seit 1979 mit Sicherheit kein Monat vergangen ist, in dem ich nicht ein Album von Bowie gehört hätte.
But that’s the way I like it baby, I don’t wanna live forever!
Es gibt Erinnerungen, die im Langzeitgedächtnis jahrelang unbemerkt ihr Dasein fristen. Wie eine alte Akte setzt sich zentimeterdick der Staub auf ihnen ab, sie vergilben langsam und geraten in Vergessenheit.
Und dann kommt auf einmal ein Moment, der alles ändert. Die beinahe vergessene Erinnerung wird mit aller Macht an die Oberfläche des Bewusstseins gespült, Staub und Gilb verschwinden und sie erlebt einen kurzen Moment in strahlendem Glanz.
So ging es mir heute mit der Hemmerleinhalle. Die berühmte Hemmerleinhalle in Neunkirchen am Brand. Ein hässliche Mehrzweckhalle in einem kleinen fränkischen Kaff, in der gut 10 Jahre lang viele berühmte Rockbands auftraten und sich darüber wunderten, in welche ländliche Ödnis es sie hier verschlagen hatte… Da auf vielen Konzert-Plakaten der Veranstaltungsort oft fälschlicherweise mit “Hemmerleinhalle Nürnberg” angegeben wurde, schienen viele der auftretenden Bands irritiert gewesen zu sein. Ian Dury soll, als er auf dem Parkplatz des angrenzten Hotels stand, nach seinem Konzert gesagt haben: “Und ich dachte, die hätten Nürnberg wieder aufgebaut?”
Obwohl von Örtlichkeit, Atmosphäre und Akustik her völlig ungeeignet – Frank Zappa 1980: „Das ist hier die hässlichste Halle, in der wir je gespielt haben, aber dafür seid ihr das beste Publikum – war die Hemmerleinhalle für Jugendliche meiner Generation einer der wichtigen Orte, an dem sie viele Rockidole live erleben konnten. Zumindest bis 1988, danach war leider Schluss. Manfred Mans Earth Band traten 1977 als erste Band dort auf, Zappa und AC/DC waren da und Metallica gaben in der Hemmerleinhalle ihr allererstes Deutschlandkonzert. Die Halle ist immerhin so bekannt, dass Sie sogar einen ganz kurzen Eintrag in der englischen Wikipedia hat
Und ich habe dort unter anderem einen genialen Mike Oldfield auf seiner Platinum Tour und 1981 Motörhead während der Iron-Fist-Tour erleben dürfen.
Uns aus diesem Grund wurden heute früh meine verstaubten Erinnerungen an die Hemmerleinhalle schlagartig nach oben gespült! Als ich lesen musste, dass Lemmy Kilmister gestern, 4 Tage nach seinem 70. Geburtstag, an einer erst am Samstag mitgeteilten Krebserkrankung verstorben ist.1
Und das erste was mir schlagartig einfiel: Dieses “hammergeile” Motörhead-Konzert in der Hemmerleinhalle. Ich war damals kein großer Fan von Motörhead, ich wollte mir die Band und den Typen, der einmal bei Hawkwind den Bass gezupft hatte, einfach mal ansehen. (Wer Hawkwind musikalisch nicht kennt, sollte das unbedingt nachholen. Achtung! Website im grauenerregenden 90er Jahre Design – ich übernehme keine Haftung!) Als ich die Hemmerleinhalle nach ein paar Stunden wieder verlassen haben, war das dann ganz anders. Selbst als ich Anfang der 90er langsam zum Jazzfan mutierte, ist Motörhead eine der wenigen Heavy-Metal-Bands geblieben, die ich bis heute noch ab und zu in den CD- bzw. MP3-Player stecke. Ich hatte heute früh das Konzert dann sofort vor Augen und in den Ohren, als wäre es erst gestern gewesen.
Und eine oder zwei Tränen in den Augen, denn: Mit Lemmy Kilmister ist ein Künstler, ein Urgestein und eine Legende des harten Rocks gegangen. Dass er bei seinem Lebenswandel dann auch noch 70 Jahre alt wurde, ist ebenfalls eine Leistung, die gewürdigt gehört!
Ich hoffe, da wo er jetzt ist, gibt es immer ausreichend Jack Daniels und Cola. Und einen Mikrofonständer. Und einen Bass. Und eine Hemmerleinhalle!
Rock on Lemmy!
Mein erster Gedanke: “Typisch, Lemmy hatte einfach keinen Bock darauf, das auch noch durch zu machen.” [↩]
Dieses Album, das der Rolling Stone – IMHO völlig zurecht – zu den bis heute zehn wichtigsten Rock-Alben zählt hat heute einen runden Geburtstag!
Highway 61 Revisited wird 50 Lenze alt! Happy Birthday alte Scheibe!
Und wer jetzt auch noch errät, was bei mir heute den ganzen Tag in Heavy Rotation läuft, der kriegt einen Keks! Ach ja: Das ist übrigens einer meiner Lieblingssongs von diesem Album.1
Eigentlich ist hier jeder Song einer meiner Lieblingssongs. Allerdings kann ich “Like a Rolling Stone” echt nicht mehr hören, das fällt bei mir inzwischen etwas ab…. [↩]
Die Notizen setzten bei dir genau einen Kecks und der ist "technisch notwendig", wie es so schön heisst. Dieses Cookie sorgt dann nur dafür, dass dieser Hinweis nicht bei jedem deiner Besuche angezeigt wird. Passt scho!Ich möchert mehr wissen…