Kein Angst, das wird jetzt kein Aufruf zur Askese. Ich werde jedoch auch dieses Jahr von Aschermittwoch bis Ostern auf einige Dinge verzichten, die ich gerne mag und möchte deswegen kurz erläutern, warum ich das inzwischen regelmäßig mache und was mir diese persönliche Form des “Fastens” bringt.
Ich bin mittlerweile zum Fan der Fastenzeit geworden. Das hat keine religösen Gründe, obwohl man mich schon ein bisschen religiös nennen könnte. Ein Teil meine Familie hatte und hat einen ausgeprägten christlichen Background und das prägt einen schon. Aber das soll hier nicht Thema sein!
Abstinenz – Verzicht auf Genuss
Das Frauchen und ich reden gerne vom Fasten, obwohl das so nicht korrekt ist. Unter Fasten versteht man die völlige (auch teilweise) Enthaltung von Speisen, Getränken und Genussmitteln über einen bestimmten Zeitraum. Wenn man eine Zeitlang nur auf bestimmte Dinge oder Genussmittel verzichtet, ist das eigentlich “nur” Abstinenz. Da wir unsere vierzig Tage dauernde Abstinenz aber in der Fastenzeit betreiben, sprechen wir halt gerne vom Fasten.
Sechs Wochen kein Alkohol
Das Frauchen und ich haben vor 10 Jahren aus Jux und Dollerei einmal ausprobiert, ob wir in der Fastenzeit auf Alkohol verzichten könnten. Wir konnten! Die sechs Wochen empfanden wir aber als dermaßen anstrengend, dass wir den Versuch in den nächsten drei Jahren nicht mehr wiederholt haben.
Dann haben wir uns aber doch wieder zum sechswöchigen Alkoholverzicht aufgerafft. Es machte uns schon zu schaffen, dass es beim ersten Mal so schwierig war. Ich muss auch an dieser Stelle betonen, dass wir alles andere als Hardcore-Trinker sind, aber erst beim Totalverzicht fällt einem bewusst auf, wie viel Situationen im Alltag eigentlich mit dem Genuss von Alkohol verknüpft sind. Vom leisen sozialen Druck der Umwelt mal ganz zu schweigen. Geht nur mal auf eine Geburtstagsfeier (am besten noch ein runder Geburtstag) und verkündet, dass ihr “völlig grundlos” gerade auf alkoholische Getränke verzichtet, dann wisst ihr was ich meine…. ;o)
Inzwischen ist der Verzicht auf Alkohol in der Fastenzeit aber keine richtige Herausforderung mehr, so dass wir1 beschlossen haben, die Teilnahmebedingungen etwas zu verschärfen:
Sechs Wochen nichts Süßes
Zuzüglich zum Alkohol verzichten wir dieses Jahr auch noch auf Süßes und ich vor allem auf Zucker. Zucker in Heißgetränken ist für mich bis jetzt noch das absolute Muss. Ohne mindestens zwei Teelöffel (Besser noch drei oder vier! Muhahahahah!) schmeckt mir mein geliebter Kaffee so gar nicht. Da ich an manchen Tagen durchaus auch mal bis zu acht oder sogar 10 Pötte Kaffee in mich hineinschütte, überschreite ich alleine mit meinem Kaffeegenuss täglich die aktuelle WHO-Richtline – von dem, was man sonst noch so mit moderner Nahrung an Industriezucker zu sich nimmt, will ich gar nicht reden. Ich habe im letzten Jahr einmal eine Zeitlang eine App zum Kalorienzählen benutzt und dabei auch festgestellt, dass ich teilweise bis zu 120gr Zucker am Tag zu mir nehme. Vorsatz für 2016: Das ist zuviel, da muss ich von runter. Und so ein Totalverzicht in der Fastenzeit ist dafür ein guter Einstieg.
Ich missbrauche die Fastenzeit somit als Einstieg in die Zuckerentwöhnung. Wenn ich sechs Wochen komplett auf Zucker (und Süßigkeiten) verzichte, dann wird mir der Kaffee ab Ostersonntag mit nur noch einem Löffel Zucker sicher wie göttliches Ambrosia munden…. Und *Schwupps* habe ich meinen Zuckerkonsum reduziert! Und vielleicht bleiben die Heissgetränke ab Osten weiterhin sogar völlig zuckerfrei, wer weiß das schon?
Das ist aber nicht der einzige Grund warum wir das machen. Ich bin der Ansicht, dass es einem als Made im Speck einer Überflussgesellschaft durchaus ganz gut tut, wenn man wenigstens eine Zeitlang im Jahr einmal Verzicht übt. Und diese Abstinenz sollte auch ein bisschen “weh” tun. Das formt den Charakter2 und macht bewusst, wie gut man es so hat, als verpimpelter Mitteleuropäer…. Deswegen in diesem Jahr die zusätzliche Zucker-/ Süßigkeitenchallenge. Die tut uns nämlich beiden weh! Und zwar so richtig! Ich werde jeden Morgen beim ersten Kaffee leise in die leere Zuckerdose weinen und das Frauchen wird abends auf der Couch nach Schokolade oder etwas anderem Süßen (Kuchen, Pudding, usw.) jammern. Und wie ich meine harten3 Gummibärchen vermissen werde!
Dass wir das in der offiziellen Fastenzeit machen hat, wie oben schon angedeutet, keine konkret religösen bzw. christlichen Gründe4. Es passt nur einfach ganz gut, in einer Zeit die offiziell als Fastenzeit gilt, auch bewusst auf etwas zu verzichten… Da muss man sich keine Gedanken über Termine machen. ;o)
Sollte ich also in den nächsten Wochen bis Ostern in manchen Blogbeiträgen etwas übellaunig wirken, habt bitte Verständnis. Dann machen mir fehlender Zucker im Kaffee und das fehlende Feierabendbierchen zu schaffen…. ;o)
- Eigentlich habe ich es beschlossen, aber das Frauchen hat sich sofort angeschlossen. [↩]
- Das mein ich ernst. Echt jetzt! [↩]
- Wieso hart? Das ist eine andere Geschichte und soll ein anderes mal erzählt werden [↩]
- Wobei ich mich definitiv als christlicher in Wort, Tat und Einstellung bezeichnen würde, als die meisten Politiker der sogenannten “christlichen Parteien”. Sorry der musste jetzt sein. [↩]