12 von 12 – Dezember 2016

12 von 12 – Dezember 2016

Seit Ewigkeiten will ich bei dieser 12 von 12 Sache mitmachen. Und jeden Monat denke ich irgendwie nicht dran und werde erst am Morgen des 13.ten des jeweiligen Monats wieder daran erinnert, wenn ich die ganzen “12 von 12 Beiträge” in meinem RSS Reader vorfinde.

(Und ja: Dass ich mir nicht längst einfach eine monatliche Terminerinnerung in den Kalender gepackt habe, ist entsetzlich dämlich! Das weiß ich selber!)

Aber im letzten Monat habe ich daran gedacht. Hier folgen Sie also:

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Zuckerchallenge

Nein, nein, keine Angst. Nicht schon wieder eine Ankündigung irgendeiner Askese meinerseits.

TagebuchVielmehr ein Erfahrungsbericht. Eine persönliche Notiz. Immerhin ist das mein kleines Tagebuch hier. Und ich beschreibe mein kleines virtuelles Moleskine viel weniger als ursprünglich geplant. Dabei ist Tagebuchbloggen doch gerade ein bisschen angesagt. Also jetzt einmal wieder etwas Persönliches und es geht um:

Zuckerwürfel, Rohrzucker

Der Zucker in meinem Kaffee

Ich trinke seit Beginn meiner Pubertät leidenschaftlich Kaffee. Begonnen habe ich mit dem Automatenkaffee meines Gymnasiums. Ihr wisst vielleicht noch: Diese dünne, fiese, hellbraune Coffeinplörre im braunen Plasikbecher aus dem Automaten. Der Automat stand praktischerweise direkt neben dem Raucheratrium, so dass sich bei mir Kaffee und Zigaretten bereits seit frühester Jugend zum gemeinsamen Symbol genussvoller Glückseligkeit miteinander verbunden haben. Und ja, das ist nicht gelogen, wir durften in der Schule ab dem Alter von sechzehn Lenzen rauchen.

Übrigens: Jedes Mal, wenn so ein Automat braunes Wasser ausgibt, stirbt in Südamerika ein kleiner Kaffeebauer. Aber das wussten wir damals nicht. Wir waren ja jung. Und hatten kaum Geld . Und keine Ahnung!

Den weiteren Verlauf meiner Laufbahn als Kaffeetrinker kann man geradezu klassisch nennen: Kaffeemaschinenkaffee, meist mit Eduscho-1 oder Tchibobohnen befüllt. Dann kamen die ersten italienischen Coffeinspezialitäten (Echt jetzt? Cappuccino wird mit Milch gemacht und nicht mit Sahne?), dann der Vollautomatenkaffee im Büro. Und dann der erste Starbucks (ein Lattenkaffee in Venti mit Macadamiaaroma to go bitte! Ich zahle mit Starbuckscard. Natürlich mit der Goldcard!”). Und seit einigen Jahren jetzt auch die sündhaft teure, fair gehandelte Edelbohne von der kleinen Rösterei im Netz oder in der Stadt. Alles immer in größeren Mengen konsumiert. Ach was sag ich: LITERWEISE habe ich Kaffee bisher in mich hineingeschüttet!

Süß wie die Liebe!

Kaffeebecher mit Zeichnung "Gans süß"Was sich im Laufe der Jahre auch immer geändert hatte, eine Sache blieb immer gleich: Zucker! Ich bevorzugte Kaffee bis dato immer “heiß wie die Hölle, schwarz wie die Nacht und süß wie die Liebe”. Das ist seit meinen Anfängen als bekennender Coffeinsüchtiger fast unverändert geblieben! Ich habe früher immer mindestens vier gehäufte Kaffeelöffel Zucker in einen Pott Kaffee benötigt. Arbeitskollegen frotzelten früher, ich solle doch besser Zuckerpakete mit Kaffee anfeuchten, als immer stundenlang den Zucker löffelweise in die Kaffeetasse zu schaufeln….

Dann kam die beste Lebensgefährtin von allen – von mir auch gerne “Das Frauchen” genannt – und nahm mich unter ihre Gesundheitsfittiche. Das Frauchen ist nämlich Krankenschwester. Und wenn man mit einer Krankenschwester zusammen lebt, ist der liebevolle Druck zu gesünderer Lebensweise etwas, dem man schlecht widerstehen kann. Vor allem, wenn der bittende Blick der Geliebten um Klassen mitleidserregender ist, als der Bettelblick eines hungrigen Welpen! Ich habe also den Zuckeranteil von mindestens vier gehäuften Kaffeelöffeln auf mindestens zwei gehäufte Kaffeelöffel pro Kaffeepott reduziert. Das Frauchen war erst einmal zufrieden und ich war stolz auf mich!

Dann kam die WHO!

Das war bis vor kurzem mein Status Quo beim Zuckerkonsum. Und dann musste ich über die Information stolpern, dass die WHO sechs Teelöffel Zucker als Tagesmaximum empfiehlt (ca. 25 Gramm). Echt jetzt! ist das euer Ernst? Das habe ich doch schon intus, bevor ich mich morgens an den Schreibtisch setze…. Und als dann eine kontinuierliche Aufzeichnung im letzten Jahr auch noch ergeben hat, dass ich täglich im Schnitt über 100gr. Zucker zu mir nehme, hatte ich kurzerhand beschlossen, die Fastenzeit 2016 zu nutzen, um eine Zeitlang ohne jeden Zucker auszukommen.

Das ist mir auch gut gelungen. Nur ist mein Plan leider nicht so richtig aufgegangen. Beabsichtigt war nämlich, dass ich mir während der sechs Wochen den Zucker im Kaffee abgewöhne. Hat beim Nikotin ja auch schon geklappt. Sollte beim Zucker dann doch ebenfalls funktionieren. Aber nein, auf Zucker in Kaffee und Tee zu verzichten, fiel mir fast schwerer als mit dem Rauchen aufzuhören. Und als ich am Ostersonntag mit großer Erleichterung endlich wieder Zucker in den Kaffeepott schaufeln konnte, passiert beim ersten Nippen am Becher leider folgendes:

Pfui! Bäh! Schmeckt ja gar nicht!

Die über sechs Wochen Zuckerentzug haben nämlich doch Wirkung gezeigt.
Ergebnis: Ich mag jetzt auch keinen Kaffee mit Zucker mehr.
Problem: Kaffee ohne Zucker will mir auch nicht richtig schmecken.
➜ Status über einige Wochen hinweg: Pure Verzweiflung!

Qualität des Kaffee ist mit das Problem!

Ungefähr drei Wochen nach Ostern, mit nur noch drei bis vier Tassen zuckerlosen Kaffee täglich, startete ich ein weiteres Experiment. Ich bestellte mal wieder bei einem meiner Lieblingskaffeehändler im Netz hochwertige, aber leider auch sündhaft teure Kaffeebohnen. Und bei der ersten Tasse fiel es mir wie Schuppen aus den Haaren: Nicht der Zucker ist schuld an meinem Dilemma, sondern der Kaffee. Meine geliebter “Kolumbien El Zapote” von der Hacienda El Encanto (Kolumbien) schmeckte nämlich auch ohne Zucker richtig lecker. Ich habe die nächsten 250gr. Kaffee lang den Zucker überhaupt nicht mehr vermisst.

Klasse statt Masse

Somit habe ich jetzt nur noch ein Luxusproblem: Kaffee, den ich mir aus Supermark-Kaffeebohnen aufbrühe, schmeckt mit Zucker nicht (mehr) aber ohne Zucker auch (noch) nicht so richtig. Zwar immerhin noch soweit, dass ich drei bis vier Tassen Kaffee am Tag trinken kann, aber ich will eigentlich wieder meine normale Coffeindosis (5-10 Pötte täglich!).

kaffeetasseRichtig schön lecker ist zuckerloser Kaffee jetzt aber nur noch dann, wenn er aus liebevoll gezüchteten und gepflückten, sowie hochwertig und sorgfältig gerösteten Kaffeebohnen zubereitet wurde (Bohnen natürlich immer frisch gemahlen und handgefiltert oder mit der Mokka Press zubereitet!). Jetzt ist solcherart gelieferter Kaffee leider nicht ganz so günstig, was ich auch nachvollziehen kann. Für mich galt schon immer, dass Qualität auch ihren Preis haben muss. Bei einem Pfundpreis von ca. 16 Euro schüttet man den Kaffee aber nun einmal nicht tassenweise in sich hinein, sondern man genießt ihn in Maßen.

Na toll! Jetzt heißt es beim Kaffee in Zukunft also: Lieber Klasse statt Mass. Und das ab jetzt immer ohne Zucker!

3 Kaffeebohnen

Aber zum Glück hat bei uns in der kleinen Großstadt vor kurzem eine neue Kaffeerösterei aufgemacht, die einige vielversprechende Kaffeesorten im Sortiment hat, mit denen ich mich auseinander setzen kann. Und dann gibt es noch meine andere Lieblingsanlaufstelle für Kaffee, den Herrn Amir (leider nur Facebook). Darf ich in den nächsten Wochen also viel neuen Kaffee ausprobieren! Es hätte mich schlechter treffen können! :o)

Kleine Anmerkung zum Schluss: Warum schreibe ich das jetzt ins Internet? Als Warnung, denn wenn ihr auch einmal auf so eine blöde Idee wie meine Zuckerchallenge in der Fastenzeit kommt, dann überlegt euch das lieber drei Mal – das kann nämlich in’s Geld gehen…. ;o)

Post Scriptum: Beim Tee ist das leider so ganz anders gelaufen. Der schmeckt mir ohne Zucker überhaupt nicht und mit Zucker inzwischen wieder richtig lecker. Allerdings hat die Zuckerchallenge beim Tee dazu geführt, dass mir bei meinem geliebten Earl Grey der braune Rohrzucker nicht mehr munden will. Da muss jetzt weißer Industriezucker in die Tasse. Aber das ist eine andere Geschichte und soll ein anderes Mal erzählt werden.

 
  1. Eduscho wurde irgendwann von Tchibo gekauft und Tchibo mutierte dann zum Gemischtwarenhändler []
 

Acht Jahre…

Acht Jahre…

Acht Jahre ist es jetzt her, dass du uns verlassen hast. Und ich kann es nicht fassen, wie schnell diese acht Jahre an uns, den übrig gebliebenen, vorbei gezogen sind.

Dein Weggang hat eine riesige Lücke gerissen. Nicht nur bei mir, sondern in der ganzen Familie und bei den vielen anderen, die dich geliebt haben.

Wir haben es inzwischen mehr recht als schlecht gelernt, ohne dich zurecht zu kommen. Aber spaßig ist das immer noch nicht. Und so richtig zurecht kommen wir auch nicht, ehrlich gesagt.

Acht Jahre! Eine lange Zeit. Und doch fühlt es sich immer noch wie gestern an.

Es verging seitdem nicht ein Tag, an dem ich nicht an dich gedacht hätte. Es verging nicht eine Woche, in der ich mir nicht gewünscht hätte, mal wieder dein fröhliches “Guten Morgen Jung!” zu vernehmen. Nicht ein Monat, in dem ich mir nicht sehnlichst gewünscht hätte, dich um Rat fragen zu können. Und gerade jetzt könnte ich diesen Rat wirklich brauchen.

Wir vermissen dich!

Jens und Paps

Dieter Schmidt
26.12.1938 – 06.05.2008