“Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen aber wissen sollten” von Alice Hasters.
Genau! Das ist das Buch, das sich der unsäglich gewordene Dieter Nuhr letztens vorgenommen hat, ohne es überhaupt gelesen zu haben. So ist das mit getroffenen Hunden….
Im Gegensatz zu diesem “selbsternannten Streiter gegen die political correctness” habe ich das Buch allerdings genau zu diesem Zeitpunkt gelesen und es hat mich an vielen Stellen zuerst aufgeregt, dann betroffen gemacht und mich abschließend zu intensivem Nachdenken angeregt.
Vorab gleich mal etwas zur Richtigstellung: Alice Hasters behauptet nicht, wie Herr Nuhr es dargestellt hat, dass weiße Menschen wegen Ihrer Hautfarbe rassistisch seien. Frau Hasters schreibt (und belegt), dass jeder Mensch rassistisch sozialisiert ist, aber ich als weißer Mensch durch diesen Rassismus besonderes priviligiert bin. Privilegien, die nur weiße Menschen genießen dürfen.
Und das ist gleich der erste Punkt, der mich erst einmal aufgeregt hat! Warum? Ganz einfach, weil ich es als linksgrünversiffter Gutmensch nicht gewohnt bin, dass man mich als Rassisten bezeichnet. Ich hatte beim Lesen wohl erst einmal denselben Reflex wie Herr Nuhr: “Ich bin doch einer von den Guten, wie kann sie es wagen….?”
Im Gegensatz zu diesem Kabarettisten habe ich mir dann aber die Mühe gemacht, das Buch weiter zu lesen. Und damit kommt dann die zweite Reaktion: “Mist! Frau Hasters hat ja Recht.” Das macht einen dann betroffen. Für mich war “Was weisse Menschen nicht über Rassismus hören wollen aber wissen sollten” damit ein Augenöffner.
Zusammen mit geschichtlichen Hintergründen und persönlichen Erfahrungen vermittelt Frau Hasters Erklärungsansätze für viele Verhaltens- und Sichtweisen zu Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. Die Autorin versucht den Leser dafür zu sensibilisieren, wie stark unsere sich für aufgeklärt haltende Gesellschaft nach wie vor von rassistischen und sexistischen Denkmustern durchdrungen ist. Wie sich Diskriminierung im Alltag äußert und welche Effekte dies auf die Betroffenen hat – völlig unabhängig davon ob man es mit einer beabsichtigten Verletzung, purer Ignoranz oder unbeabsichtigter Diskriminierung durch eigentlich gut gemeintes Verhalten zu tun hat.
Alice Hasters hat mir (und ich hoffe allen andere Lesern dann auch) klar gemacht, dass ich keineswegs davor gefeit bin, mich rassistisch oder zumindest diskriminierend zu verhalten. Dass mein diskriminierendes und rassistisches Verhalten (oder Denken) dabei durch eine jahrhundertealte Tradition und über Generationen erlernte und weitergegebene Verhaltensweisen verusracht wird, ist mir leider auch kein Trost.
Und jetzt kommt die Phase des Nachendenkens: Diese eingeübten Verhaltensmuster als falsch zu erkennen und aufzubrechen, ist nämlich ein langwieriger und mühsamer Prozess. Frau Hasters hat mich gezwungen, mich an die eigene Nase zu fassen – und das ist anstrengend!
Deshalb werde ich das Buch zeitnah auch noch ein zweites Mal lesen….
Das Buch in der kleine Buchhandung meines Vertrauens um die Ecke (Entweder dort bestellen oder ISBN notieren und in der eigenen kleinen Buchhandung kaufen. Denn wer Bücher bei amazon ordert, bekommt schlechtes Karma! Punktum!)