Eine Liebeserklärung.

Es ist an der Zeit für ein Geständnis: Ich habe Flugangst – und das nicht zu knapp.

Es ist zwar nicht so schlimm, dass ich überhaupt nicht fliegen kann, aber der Flug selber ist trotzdem extrem anstrengend und belastend. Mitmenschen, die das nicht verstehen, versuche ich meine Flugangst immer folgendermaßen zu erklären:

Also das ist folgendermaßen: In meinem Inneren spielt sich, vor allem bei Start und Landung, immer der folgende Dialog ab:

Mein Kopf: ‘Du brauchst keine Angst zu haben. Flugzeuge gehören zu den sichersten Verkehrsmitteln der Welt. Autos sind viel gefährlicher – die Wahrscheinlichkeit mit dem Auto zu verunglücken, ist 100 mal höher, als mit diesem Flugzeug abzustürzen, undsoweiter….”

Der Bauch: ‘WIR WERDEN ALLE STERBEN!’

Und diesen Dialog ein paar Stunden lang auszuhalten, ist gar nicht so einfach.

Jetzt gibt es aber (bisher) drei Orte, für die bin ich immer bereit bin, in den Flieger zu steigen und mich dem Horror zu stellen, in den Lüften zu schweben: Paris. London. Kreta.

Messara Ebene (Kreta)

Und um dieses Kreta geht es jetzt.

Und auch um diesen einzigartigen Moment, wenn ich aus dem Flieger steige. Wenn ich auf dieser Landebahn stehe und ins gleißende Sonnenlicht einer Mittelmeerinsel starre. Und dann den ersten tiefen Atemzug mache. Und rieche! Ich bin nämlich der tiefsten Überzeugung, dass diese Insel ganz besonders riecht.  Einzigartig sozusagen. Und sie riecht auch auf dem Flughafen einzigartig. Der Flughafen von Iraklion riecht meiner Meinung nach nämlich gar nicht ordinär nach Flughafen. Sondern ganz besonders: Eine Mischung aus Asphalt, Kerosin, Sonne, Meer und Fauna. Diese besondere Fauna der kretischen Berge, Olivenbäume und Kräuter. Kreta und ich konnten uns vom ersten Moment an riechen! Und das ist bis heute so geblieben.

kreta_01

Der geneigte Leser wird es sich jetzt denken – der Mann hat’s aber mit Kreta. Und der geneigte Leser hat Recht! Kreta ist meine Lieblingsinsel! Gut, ich war jetzt noch nicht auf so vielen Inseln, aber unter den paar Inseln, die ich bisher besucht habe, ist Kreta summa summarum der Top-Favorit. Aber sowas von!

Das mag natürlich auch daran liegen, dass Kreta der Ort war, an dem das Frauchen und ich unseren ersten langen gemeinsamen Urlaub verbracht haben. Aber: In Meersburg am Bodensee hat mir das das Frauchen im romantischen Kerzenlicht und nach gerade mal 3 Monaten Verliebtheit erklärt, sie würde mich ehelichen und mir zur Hochzeit eine Nudelmaschine schenken. Und Meersburg ist zwar ein schönes Örtchen, aber deswegen jetzt noch lange nicht zu meinem Lieblingsort geworden. Nein, das mit mir und Kreta ist schon was besonderes und einzigartiges….

Griechische Flagge

Das liegt natürlich auch ein bisschen daran, dass ich Griechenland sehr mag. Seit 1989 bin ich überzeugter Hellasfan. Nach einer 4-Wochen-Rundreise mit Freunden über das griechische Festland, bin ich diesem Volk und seinem Land in tiefster Freundschaft und Zuneigung zugetan. Und ich bin auch der Meinung, dass Athen gar nicht so schlimm ist, wie alle immer tun. Und Olympia war der Hammer, obwohl da fast nix mehr steht und es wirklich abartig heiß ist. Wie die alten Griechen auf dieser Anhöhe in der prallen Sommersonne Sport machen konnten, wird mir immer ein Rätsel bleiben. Und Meteora und Delphi und Epidauros und, und, und! Nur Sparta ist langweilig, da gibt’s nämlich nix zu gucken. Die hatten ja keine Mauern und sind vor lauter Rumkämpfen auch nicht dazu gekommen, Säulen aufzustellen….

Meine Leidenschaft für Griechenland geht sogar so weit, dass ich immer wieder mit dem Gedanken spiele, diese echt komplizierte Sprache zu lernen, aber glücklicherweise bietet unsere VHS zur Zeit nur so Zeuch wie “Griechische Tänze” an. Und ich habe Zorbas the Greek so oft gesehen, dass ich den Sirtaki im Schlaf tanzen kann… ;o) (Dieses wunderbare Meisterwerk der Weltliteratur und Filmgeschichte spielt übrigens auch auf Kreta! Und der Roman, der als Vorlage dient, ist von einem Kreter geschrieben worden).

Aber woher kommt diese Leidenschaft für Hellas?

Nun ich habe bereits als Kind die Sagen des klassischen Altertums geradezu verschlungen. Ich kenne auch nur ein einziges anderes Buch, in dem es ähnlich heftig zur Sache geht…. ;o)

Und ich bin als Urlauber nicht ganz einfach zu handhaben. Ich liege wirklich gerne am Strand rum. Zwei Tage lang. Und am dritten Tag werde ich hibbelig! Extrem hibbelig! Dann will ich was unternehmen. Irgendwas angucken. Fremde Kultur erleben. Fremde Geschichte erleben. Fremde Städte sehen. Und da ist Griechenland natürlich wie geschaffen für. Egal wo du hinfährst, es steht immer eine alte Säule rum.

Und Kreta ist dann der Höhepunkt. Denn auf Kreta waren die Minoer, die Mykener, eine Menge anderer alter Griechen, die Makedonier, die Römer, die Araber, die Byzantiner, die Venezier, die Türken, die Briten (kurz) und sogar wir Deutschen (sehr kurz!) heimisch. Auch wenn der Großteil dieser Völker als Eroberer kam und vor allem die Türken und wir Deutschen Kreta recht blutige Episoden bescherten, so hat doch jedes dieser Völker seine Spuren hinterlassen. Und das liebe ich halt: Egal, wo du dich auf Kreta aufhältst– wenn du dich für die wechselhafte Geschichte dieser Insel interessierst, dann hast du immer was zu gucken.

Minoischer Palast fon Phestos

Welcome

Und dann gibt es Orte, an die kommt man immer wieder gerne, wie zum Beispiel dieser wundervolle kleine ruhige Stadtpark im quirligen Chania mit dem (angeblich) ältesten Café (nicht Kafenion!) Kretas.

Wenn wir bei einem Aufenthalt auf Kreta nach Chania fahren (und wir fahren immer nach Chania, wenn wir auf Kreta sind), versuche ich einen Parkplatz beim Stadtpark zu finden – was mir bisher auch jedesmal relativ problemlos gelungen ist. Dann starten wir unseren Stadtbesuch mit einem Frappé im Park. Und weil es meist so gemütlich und ruhig dort ist (während ein paar Meter weiter der tägliche Autowahnsinn tobt), bleiben wir auch länger sitzen, als geplant…. Nur dieses Jahr war es nicht ganz so ruhig. An diesem Tag war in Griechenland anscheinend Schulanfang und der erste Schultag dauert dort anscheinend auch nicht so lange, so dass dann ganz viele Eltern mit Ihren Kindern im Café eintrafen, um Einschulung etc. zu feiern. Wir fanden es toll, denn wir hatten richtig was zu glotzen!

Historic Cafe of Chania

Cafe im Stadtpark von Chania

Und wenn man schon in Chania ist, dann sollte man unbedingt in die Ledergasse gehen (Skrydlof Street). Diese Ledergasse ist nach der berühmten und sehr sehenswerten venezianischen Markthalle meist die zweite Anlaufstelle für den Touristen. Sie liegt gleich um die Ecke und man kann dort das eine Paar Jesuslatschen käuflichen erwerben, das man dann nur diesem Urlaub trägt und welches anschließend in der Heimat meist ein trauriges und unbeachtetes Dasein im Keller fristet. Es gibt dort natürlich auch Taschen, Gürtel, Brieftaschen und alles andere was man so aus Leder machen kann. Für mich ist aber an der Skrydloff Street etwas anderes sehr wichtig: Direkt am Eingang zur Gasse liegt das JUKEBOX. Das ist der CD-Laden von George Korkidis. Und wenn ihr euch wirklich für interessante griechische und kretische Musik interessiert, dann fragt ihn und er wird euch bereitwillig antworten. Und vorspielen. Und wenn es euch dann nicht wie mir ergeht und ihr ein Vermögen bei Herrn Korkidies lasst, dann mögt ihr wahrscheinlich einfach keine zeitgenössische griechische Musik.

Ein bisschen problematisch ist das mit dem Essen. Die griechische Küche ist ja eine sehr bodenständige, wobei das nicht schlecht ist. Und die kretische Küche ist eigentlich auch recht interessant. Nur leider hat sich der kretische Tavernenwirt inzwischen auch auf den Touristen eingestellt. Das Angebot in den touristischen Zentren ist leider inzwischen arg fleichlastig. Liebe Kretaurlauber und solche die es werden wollen: Die kretische Küche hat sehr viel interessanteres zu bieten als nur Souvlaki, Gyros, Mixed Grill und panierten Schafskäse, wie zum Beispiel “Koukouvaja”, eine wundervoll leckere Vorspeise/Meze, die aus Paximadi (Zwieback aus doppelt gebackenem Brot) mit Tomaten, (viel) Olivenöl, Schafskäse und Kräutern besteht. Und wenn in einer Taverne der kostenlose Tsikoudia (Raki) nach dem Essen in Strömen fließt, ist das auch nicht immer ein Zeichen für Qualität.

Abgefressene Teller

Apropos Olivenöl. Ein weiterer Grund, warum Kreta so eine tolles Urlaubsziel ist – die Kreter machen das beste Olivenöl der Welt! Liebe Italiener, Spanier, Festlandsgriechen, da lasse ich auch nicht mir mir diskutieren! Das ist so! Basta!

Oliven am Olivenbaum

Deswegen haben wir seit dem vorletzten Kretabesuch auch eine neue Frühstückstradition im Sommer. Weiß- oder Graubrot mit Olivenöl beträufelt und südländischen Kräutern bestreut. Ist lecker und gesund! :o) Wir haben in einem kretischen Kochbuch gelesen, das das mal ein beliebtes Frühstück auf Kreta gewesen sein soll. Uns schmeckt’s jedenfalls, aber nur mit richtig gutem Olivenöl. Und dazu zählt kein Olivenöl aus dem Supermarkt. Ich wiederhole: KEIN Olivenöl aus dem Supermarkt taugt viel! Das kann man vielleicht zum Braten nehmen aber schon bei der Salatsoße ist Schuss. Und dass “Bio” kein Garant für einen akzeptablen Geschmack ist, diese Erfahrung mussten wir gerade wieder mal machen (Örks!). Deshalb decken wir unseren Bedarf an hochwertigem Olivenöl meistens bei Olivenölfachfrau Lucie Büchert-Fohrer. Und hatte ich eigentlich schon einmal erwähnt, dass der Olivenbaum meine Lieblingspflanze ist?

Ich unterm Olivenbaum

Übrigens, derEhemann unserer präferierten Olivenöllieferantin schreibt wiederum unseren Lieblingskreta-Reiseführer. Das Frauchen war mit der letzten Auflage, die wie besitzen, allerdings überhaupt nicht zufrieden. Da aber diese Auflage von 2009 ist und wir festgestellt haben, dass sich schon wieder viel seitdem geändert hat, werde ich für den nächsten Besuch Herrn Fohrer mit der aktuellen Auflage nochmal eine Chance geben.

Und nachdem ich in diesem Sommer meine alte Liebe wieder einmal besucht und unsere Romanze aufgefrischt habe. hoffe ich schwer, dass es nicht wieder sechs Jahre dauern möge, bis meine Lieblingsinsel und ich uns wiedersehen.

Jens schaut aufs Meer

 

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