Nach zwei Jazzalben jetzt mal wieder etwas aus der Welt der betagten Rockmusik.
Ich bin schon seit vielen Jahren ein Bewunderer und Verehrer der Kunst von David Bowie, man könnte mich auch durchaus als Hardcore-Fan bezeichnen. Ich besitze einen umfangreichen Teil des Oeuvre dieses musikalischen Chamäleons. Einiges sogar in doppelter Ausführung, einmal auf Vinyl und einmal als Silberling.
Meine Liebesbeziehung zu Bowies Musik begann Ende der 70er und ursächlich dafür war ein bestimmtes Album, das bis heute mein geheimer Liebling ist. Es ist nicht das Album, das ich jetzt am meisten hören würde, aber mit ihm ist es wie mit dem ersten Kuss: Auch wenn das Mädchen meist irgendwann nicht mehr aktuell ist, vergisst man den Moment des ersten Kusses doch nie. Genauso geht es mir mit diesem Album:
Lodger von David Bowie
Lodger ist der dritte Teil von Bowie’s sogenannter Berlin-Trilogie. Wie bei Low und Heroes war Brian Eno maßgeblich an der Entstehung beteiligt, allerdings wurde Lodger nicht mehr in den Hansa Studios in Berlin aufgenommen, sondern in Montreux und New York.
Es ist das erste Album, das ich von David Bowie hören durfte. Der folgenreiche Moment ergab sich an einem warmen Sommertag, irgendwann im Jahr 1979. Ich besuchte einen guten Freund und im Laufe des Nachmittages legte dieser dann Lodger auf den Plattenteller. Eigentlich wollte ich lieber Genesis Second Out hören und wir hatten eine kurze Diskussion, in welcher sich der Hausherr dann durchsetzte – wie arm wäre mein weiteres musikalisches Leben verlaufen, hätte er auf mich gehört.
Die ersten beiden Songs des Albums fand ich nicht schlecht, aber auch nicht so umwerfend wie mein Freund angekündigt hatte. Bei Song Nr. 3 – Move On – traf es mich dann aber wie ein Blitz. Die Musik! Der Text! Bowies Gesang! Und dann “D.J.“, “Repetition” und vor allem “Look back in Anger“. Was für Lieder! Ich beschwatzte meinen Freund, mir das Teil leihweise für zwei Tage zu überlassen, raste nach Hause und kopierte das Album auf Kassette.1 Das Band habe ich dann monatelang in allen Playern, die mir zur Verfügung standen, abgespielt, bis es völlig abgenudelt war. Außerdem habe ich mindestens zwei Jahre lang mein knapp bemessenes Taschengeld fast ausschließlich in den Aufbau einer umfangreichen Bowie-Sammlung investiert.
Obwohl sich auf Lodger viele Elemente befinden, die stark auf seine weitere musikalische Entwicklung in den 80ern hindeuten, ist es eigentlich kein typisches Bowie-Album. Es ist weder eine kontinuierliche Fortsetzung der Berlin-Trilogie, noch folgte danach etwas, das sich mit Lodger groß vergleichen ließe. Es ist somit als Einstieg in Bowies Schaffen nicht sonderlich gut geeignet . Ich finde es dann aber doch interessant, dass es Lodger war, welches mich zum Bowie-Fan machte2. Ich muss nämlich gestehen, dass mir auf Anhieb auch nur 50% von Lodger gefallen hat und ich mir den Zugang zum Rest der Songs erst habe erarbeiten müssen. Aber so geht es mir meistens mit besonderen Aufnahmen, egal von welchem Musiker. Viele “Lieblingsscheiben” in meiner Musiktruhe wurden es erst nach mehrmaligen Anhören oder sogar anfänglichem “WTF”? Zumindest die Hälfte von Lodger gehört in diese Kategorie.
Meine Bewertung: 5 von 5 Sternen!
Credits: Lodger von David Bowie ((Amazon-Partnerlink))
Erscheinungsjahr: 1979
Besetzung:
David Bowie: Gesang, Backing Vocals, Piano, Gitarre, Synthesizer, Chamberlin
Carlos Alomar: Gitarre, Schlagzeug
Dennis Davis: Percussion, Bass
George Murray: Bass
Sean Mayes: Piano
Simon House: Violine, Mandoline
Adrian Belew: Gitarre, Mandoline
Brian Eno. Synthesizer, Ambient-Drone, Prepared Piano, Cricket Menace, Gitarre Treatments, Trompete, Horn, Piano
Roger Powell: Synthesizer
Tony Visconti: Backing vocals, Gitarre, Mandoline, Bass, Produzent, Toningenieur, Abmischung
- Ja liebe Musikindustrie, auch damals haben wir schon wie die Gestörten kopiert. Und Ihr seid trotzdem nicht untergegangen. Trotz lautstarkem Gejammers, Ihr erinnert Euch noch? “Home Taping Is Killing Music” Was für ein Käse! [↩]
- Ich gestehe an dieser Stelle eine Jugendsünde: Bowie ist auch der einzige Musiker, den ich je versucht habe, optisch zu kopieren. Ich habe phasenweise wirklich versucht, einen auf “Thin White Duke” zu machen. Ist mir aber nicht sonderlich gut gelungen! [↩]
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